Folgende Geschichte las Angelika O'Brien am 13.05.2022 in Tarp vor. Sie erzählt von einer ganz besonderen Freundschaft in einer unbestimmten Zeit.

 

 

Der Luftfisch und das Mädchen

 

 

 

 

Sie schaute dem Fisch entgegen, der durch die Luft auf sie zugeschwommen kam.

 

Ich freue mich, dich zu sehen, sagte der Fisch.

 

Ich freue mich auch, sagte das Mädchen, ich habe so auf dich gewartet.

 

Es war eine lange Reise, sagte der Fisch.

 

Jetzt bist du da, sagte das Mädchen und wandte sich zum Gehen.

 

Der Fisch folgte ihr. Er umschwamm den Kopf des Mädchens und erzählte unablässig,

was er alles erlebt hatte.

 

Stell dir vor, ich habe Wesen gesehen, die wie du fest auf dem Boden liefen,

nur dass sie es mit vier Füßen taten.

 

Du wirst nie welche wie mich finden, sagte das Mädchen, gib die Suche auf, sie sind fort.

 

Das Mädchen schritt am Rande des Wassers entlang und hörte dem Fisch zu.

Der fragte am Ende, wie es dem Mädchen inzwischen ergangen sei.

 

Der Fisch hörte ihr zu.

 

Wenn ich an mein Leben auf der Erde zurückdenke,

 

fühle ich ein lustiges Kribbeln in der Magengegend,sagte sie, und

 pustete eine Schneeflocke fort, die sichauf ihre Nasenspitze setzen wollte.

 

Wenn es einmal unangenehm oder schmerzvoll war,

 

so habe ich mir das nur eingebildet.

 

Der Fisch wollte ihr gerne glauben. Er wollte fortan bleiben und immer

für das Mädchen da sein,

auch für ihn war sie die Einzige.

 

Die Birke hat mich aufgenommen, schloss das Mädchen ihren Bericht , sie

gab mir von ihrem Wasser, ihr Laub schützte mich, sodass ich ruhig schlafen konnte. Du, lieber Fisch, hast mich zu ihr gebracht.

 

Der Fisch schwamm eine Ehrenrunde um das Mädchen.

 

Wir müssen uns beeilen, es wird Winter, die erste Schneeflocke war schon bei dir, wir

müssen die Birke erreichen, bevor die Welt weiß wird.

 

Das Mädchen ging, der Fisch schwamm schweigend neben ihr her.

 

Sie fanden die Birke, in der das Mädchen für den Winter verschwand,

der Fisch, er war flink und klug, fand überall hin und den Weg zurück und

sorgte für beide bis der Frühling kam.

 

Jetzt ist es wunderbar warm, ich muss nicht frieren, ich kann überall sein,

selbst der Wind weht warm.

 

Ich beneide dich um diese Empfindungen, sagte der Fisch. Meine Schuppen sorgen dafür, dass ich solche Unterschiede nicht bemerke.

 

Dann sollte ich dich beneiden, du wirst nie frieren, sagte das Mädchen, das ist sehr schön, denn zu frieren, ist unangenehm.

Die Wärme macht mich glücklich.